Mir sind die Worte abhanden gekommen. Zumindest die „richtigen“...
Dennoch heute ein Versuch: Es gab keine deutlichen Hinweise. Er war oft müde - so wie häufig in den vergangenen Jahren; „wegen des Wetters“ meinte er. Er wollte nicht mehr immer laufen üben. Er war kraftloser, kurzatmiger. In der Lunge war nichts, eine Herzuntersuchung stand noch aus. Das Blut wies dann auf eine Blutbildungsstörung hin. Genauere Hinweise oder Untersuchungen hätte ein Hämatologe liefern können. Das war der Stand am Freitagmittag. Toni wollte keine weiteren Untersuchungen. Er meinte, er hat verstanden, dass die Blutwerte sehr schlecht sind. Wissen warum und etwas unternehmen wollte er jedoch nicht. Am Samstag kam es zu einem ruhigen Gespräch zwischen den beiden. Mama fragte Toni vieles - er beantwortete alles klar. Er spürte wohl, dass er gehen muss. Er hat keine Angst davor, sei jedoch traurig. Er möchte keinen Besuch erhalten. Seebestattung - wie schon früher oft geäußert - war sein Wunsch. Eine große Trauerfeier, Trauerkleidung. Auch seine Wünsche hinsichtlich Musik und wo die Trauergesellschaft danach hingehen sollte, teilte er mit. Die Traueranzeige wollte er gern vorher auch hören. Als ich am Samstag Abend vorbeikam, wollte er gerade aufstehen. Zusammen standen wir also zu dritt im Wohnzimmer. Am Sonntag aßen wir gemeinsam und genossen das Zusammensein. Er hielt meine Hände und lächelte vor sich hin. Nachmittags bemerkte ich, dass er seine Hände vom Bauch wegbewegte und fragte nach. Er habe Bauchschmerzen und ja, er möchte ins Bett. Da begann dann die Palliative Behandlung. Montag, Dienstag, Mittwoch - die Schmerzen ließen sich mal gut, mal weniger gut betäuben. Wir besprachen die Traueranzeige, redeten viel mit ihm, er reagierte mit Nicken. Er schien sehr ruhig - abgesehen von den Schmerzspitzen war es eine friedliche Stimmung. Sterben ist nicht so leicht, zuzusehen ist es ebenfalls nicht. Die Ärztin unterstütze Mama, wann immer es nötig war. Er war nicht allein, Mama blieb die ganze Zeit bei ihm. Seinen letzten Atemzug tat er dann in den frühen Morgenstunden am Donnerstag, den 16. Juli 2020. Es ist nicht schön, dass er diese Krankheit (was auch immer das genau war) bekam. Er wäre gern bei uns geblieben und hatte auch kein Problem damit, dass wir dabei waren die Pflege auf mehrere Schultern zu verteilen. Wäre der Unfall vor 7 Jahren und 9 Monaten nicht gewesen, hätte es vielleicht früher bemerkt werden können. Hätte, wäre, könnte - wer kann schon sagen, wie uns das dann alle durchgeschüttelt hätte. Schön war, dass er jetzt einen so bewussten Abschied und einen (von Mamas Liebe) getragenen Übergang erleben durfte. Für uns waren es nur 7 Tage vom Realisieren der Lage bis zum Ende. Er hat es wohl schon viel früher gespürt. Im Rückblick bin ich auch dankbar dafür, dass er klar war, geistig voll da. In den letzten Tagen nicht mehr so verwirrt wie sonst manchmal. Wir wollten nicht, dass er geht. Aber wenn er schon gehen muss, dann wenigstens so.
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August 2020
AutorIn den ersten dreieinhalb Jahren nach dem Unfall fast immer mit dabei |