<2016> Toni macht erstaunlicherweise immer noch weitere Fortschritte. Das habe ich persönlich in den letzten Monaten so gar nicht wirklich wahrgenommen. Manchmal überwiegen Sorgen wegen anderer Dinge und verhindern so das bewusste Wahrnehmen in Verbindung mit einem Vergleich zum bisherigen Stand der Fähigkeiten… Aber jetzt habe ich das wieder beobachtet. Seit vielen Tagen verzichten die beiden komplett zu jeder Tages- und Nachtzeit auf den Decken-Lifter. Jeglicher Transfer wird ausschließlich über die Beine bewältigt. Das klappt wohl immer besser und vor kurzem konnte ich mich auch mal selbst davon überzeugen. Ich muss es sehen, damit ich die positiven Veränderungen auch nachvollziehen kann. Dadurch dass Toni bei der Pflege, beim Duschen, bei jedem Toilettenbesuch, bei jedem Transfer und dann natürlich noch einfach beim Aufstehen nur um zu Stehen oder ein paar Schritte zu gehen das Hinstehen übt, hat er in der Rumpfmuskulatur langsam wieder etwas Kraft und so klappt das immer besser! Selbstverständlich ist da noch viel Raum für weitere Verbesserung, aber immerhin stagniert es nicht – wie von mir befürchtet. Es strengt ihn an und er kann mit Körperspannung nicht mehr als zweimal hintereinander am Rollator (mit Sitzmöglichkeit hinten - siehe Foto) von der einen Wohnzimmerseite zur anderen laufen. Meine Mutter arbeitet echt hart dran, dass er nicht gleich alles auf einmal möchte, sondern sich konzentriert, erstmal bewusst und mit Körperspannung steht, bevor er den ersten Schritt macht. Ohne die Spannung zu halten hängt er schief und lehnt sich mit seinem Gewicht komplett an oder auf sie. So macht das ja einfach keinen Sinn. Also muss er lernen, im Kopf die Teilschritte zu planen und nacheinander durchzuführen. Gerade nach einer „blöden“ (sprich unruhigen) Nacht in der sie oder er oder beide kaum Schlaf gefunden haben, ist dieses Geh-Training wirklich fordernd. Für ihn und noch vielmehr für sie. Sie machen das aber gut, manchmal muss er einfach kurz warten, bis sie ihre Energie und Kräfte mobilisiert hat… und auch das klappt immer besser. Inzwischen haben die beiden die Zusammenarbeit wirklich beeindruckend hinbekommen, ganz ohne von einer weiteren Person abhängig zu sein! Chapeau! <2016>
Der Sommer hat uns bis jetzt ganz gut durchgeschüttelt - wenn auch zum Glück nichts Schlimmes passiert ist. Immer mal wieder treten die "geistigen Abwesenheiten" von Toni deutlich zu Tage. Meist können wir ihn aber wieder in die Gegenwart zurück führen, oder er ist nach kurzer Zeit auch wieder wirklich da. Das alles sicher als Folge des Schädel-Hirn-Traumas. Vor einigen Wochen war das "Zurückholen" nicht möglich. Da hatte er lange Phasen, in denen er weg war. Überzeugt, sich gerade an einem anderen Ort zu befinden, sich mit einer anderen Frau verheiratet zu wissen... völlig weg. Meiner Mutter sorgte sich ernstlich, als er über Kopfschmerzen klagte und sich nicht abbringen ließ, irgendjemanden anzurufen, den auch nur er in dem Moment kannte. Über Nacht hatte sich das nicht verändert oder verbessert, so dass auch ein Therapeut das für "nicht mehr normal" einstufte. Bei Bewusstseins-Eintrübung, Kopfschmerzen und sonstigen Veränderungen müssen wir hellhörig sein. In diesen Fällen könnte eine Störung des Shunts vorliegen. Der Hirndruck würde ansteigen, weil nicht ausreichend Liquor abfließt. Da ist ein rasches Handeln wichtig. Natürlich waren wir da völlig in Sorge. Eine Neu-Einstellung des Shunts oder gar eine Funktionsstörung und eine erneute Operation? Keine schöne Vorstellung! Am selben Tag noch fuhren wir also in die Klinik als Notfall zum CT. Glücklicherweise konnte im Gehirn keine Ursache für seine auffällige Verhaltensveränderung gefunden werden. Im Vergleich zu den Bildern seit der Unfall-Operation war sogar ein geweiteter Ventrikel wieder zu normalem Maß zurückgegangen. Also soweit positive Entwarnung, aber noch immer keine Antwort auf die Frage nach der Ursache seiner fast dement-artigen Verwirrtheit. Der Tipp in der Klinik: Harnwegsinfekte können ebenfalls Verwirrung verursachen. Das war uns neu, wurde sofort geprüft, war aber nur minimal nachweisbar. Auf eine Antibiotika-Behandlung (mit den ganzen Nebenwirkungen, die Toni dabei bisher immer zeigte) verzichteten wir. Mit viel Flüssigkeitszufuhr wurde es dann nach einigen Tagen wieder besser. |
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August 2020
AutorIn den ersten dreieinhalb Jahren nach dem Unfall fast immer mit dabei |