<2016> Nachdem ich schon im vergangenen Jahr lange hin und her überlegt habe, sind wir vor einiger Zeit darauf zu sprechen gekommen. Da auch meine Mutter bereits über ein Haustier nachdachte, sind wir dann relativ rasch auf den Hund gekommen. So kommt es, dass es nun eine neue Aufgabe gibt. Es ist eine Herausforderung, aber die Freude über den Vierbeiner mit seiner verspielten Art und die Hoffnung darauf, dass durch vermehrten Kontakt auch die wachen Phasen von Toni ausgedehnter werden, entschädigt für holprige Momente. Bisher hatten wir in den fünf Wochen seit der Abholung aus dem Tierheim viel an der Bindung und Erziehung zu arbeiten, aber bereits zweimal kam von Toni selbst aus der Wunsch, den Hund zu streicheln. Dann nehme ich den Kleinen auf den Schoß und setze mich neben den Rollstuhl, damit Toni ihm Leckerlies geben und ihn streicheln kann. Positiv ist außerdem, dass dadurch nicht die ganze Aufmerksamkeit stets nur um Toni kreist. Oft habe ich dabei den Eindruck gewonnen, dass ihm das zu viel wird und er sich deshalb in sich zurückzieht. Jetzt aber beobachtet Toni den Hund lächelnd, wenn dieser sein Spielzeug durch die Luft wirbelt und dabei Töne von sich gibt, als gelte es selbst Blinde von seiner Fähigkeit als Beutejäger zu überzeugen! Wie oft Mama und ich bereits durch den Hund zum Lachen gebracht worden sind – schon allein das befreite Lachen von Mama mal wieder zu hören… da habe ich erst betroffen gemerkt, wie lange das verstummt war. Wir haben nicht einfach irgendeinen genommen. Im Tierheim sind wir zu dritt (also mit Toni im Rollstuhl) aufmarschiert. Das Ziel war ja gleich von Anfang an, dass ein Streicheln möglich ist – also am Besten eine kleinere Art. Dass da wenige Tage zuvor ein Pudel-Mix als Fund-Tier angekommen war, erscheint mir wie ein Fingerzeig. Das gelockte Fell verliert kaum Haare – ist also perfekt, gerade auch im Pflegefall von Toni. So hätte ich mir das Fell auch ausgewählt, wenn man sich das Wunschtier einfach am Automaten zusammenstellen könnte! Anfangs wollte er sich von niemandem anfassen lassen, erzählte man uns im Tierheim. Aber er schreckte nicht vor dem Rollstuhl zurück, ging mit mir zum Spazieren und lehnte sich danach gleich an mich und ließ sich genüsslich kraulen. Da war ja eigentlich schon alles klar – das kapierte ich dann nach einigen Tagen schließlich auch mal. Für uns ist es der erste Hund und es dauert, sich darauf und auf den Kleinen im Besonderen einzustellen. Er fährt aber gern und problemlos mit uns im Auto, kann sich rasch entspannen und spielt richtig gern mit uns. Schon mehrere Male sind wir abends zu viert nochmal raus. Toni sitzt dabei im Elektro-Rolli. Bei diesen Gelegenheiten kommt dann manchmal von ihm aus der Wunsch, den Rollstuhl mit dem Joystick selbst zu steuern. Das gab es auch lange nicht. Dabei muss er sich ja extrem konzentrieren, genau auf den Weg achten und kann nicht einfach die Augen zumachen und blind weiterfahren. Er hat das auch bei längeren Strecken wirklich gut gemeistert. Dass er einmal einen Treppenabgang ansteuerte und Mama Mühe hatte, ihn und den Rolli zum Halten zu kriegen, erwähne ich bei dieser Lobtirade jetzt besser nicht. Ging ja nochmal gut und Toni grinste danach wie ein Lausbub bei einem gelungenen Streich. Ohne den Hund wäre diese Weiterentwicklung im E-Rolli-fahren so rasch sicher nicht gekommen. |
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August 2020
AutorIn den ersten dreieinhalb Jahren nach dem Unfall fast immer mit dabei |