Januar 2017
Am heutigen Sonnentag erscheint vieles nicht mehr ganz so hoffnungs- oder aussichtslos. Vor allem, da das alte Jahr von uns in gemütlich-ruhiger Zurückgezogenheit verabschiedet und ein Besseres begrüßt wurde. Der Jetzt-Toni selbst ist von Silvester meist völlig unbeeindruckt, mag ins Bett, wenn er müde ist und schnarcht über die Knallerei hinweg. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber so läuft das halt bei uns. Allerdings hat er wirklich häufiger klare Tage. Damit meine ich Tage, an denen er eben nicht "neben der Kappe" ist. An seinem Geburtstag waren wir alle total überrascht. Dass er am Telefon mit Gratulanten spricht (nicht nur "Ja", "Gut", "Okay", "Danke", "Ade" sondern richtige Antworten gibt: "Mach weiter so gute Fortschritte!" - "Haben wir vor!"), ist wirklich erstaunlich. Ihm war auch total bewusst, dass es sein Geburtstag ist. Sein 61. wohlgemerkt, auch das war ihm immer präsent. Beim Telefonklingeln hat er sich merklich vorbereitet und gefreut, weil er offensichtlich wusste, es kann nur wieder ein Anruf für ihn sein. In der Mittagspause gratulierte ich ihm und fragte nach, wie der Vormittag war. Er konnte aufzählen, wer alles schon angerufen hat und von wem er eine Mail erhalten (von Mama vorgelesen bekommen) hat. "Was hat sie gesagt?"- "Gratuliert!" An manchen Tagen erzählt er viel, aber das mag nicht immer stimmen, aber an seinem Geburtstag erinnerte er alles richtig! Das war für uns unglaublich. Eigentlich sogar unbegreiflich. Weil es einfach so gegensätzlich zu dem ist, was wir über lange Zeit beobachteten und worüber wir uns Sorgen machten. Es wäre schön, wenn das immer so wäre. Das ist es jedoch selten. Ich war total baff, wollte mir aber nicht allzugroße Hoffnungen machen. Aber immerhin ist es zu gewissen Bedingungen möglich, dass er eine länger anhaltende Klarheit an den Tag legen kann. Allein das ist ja schon überaus erleichternd und erfreulich! Seltsamerweise wusste er am nächsten Tag nichts mehr davon. Weder dass er Geburtstag hatte, noch dass er am Telefon mit manchem gesprochen hat. Doch am übernächsten war die Erinnerung nochmals da. Nun ja, ich habe aufgehört, es verstehen zu wollen. Es war so und wir alle haben uns darüber gefreut. Vielleicht wird es auch mal wieder so. An den allermeisten Tagen sind sowohl Klarheit und Nebel im Wechsel vorhanden. |
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August 2020
AutorIn den ersten dreieinhalb Jahren nach dem Unfall fast immer mit dabei |