<<2014>>
Flexibel sein, sich an Neues anzupassen - das war sehr spannend und herausfordernd im März 2014. Nachfolgend wieder mal ein Blick zurück durch die Notizen von damals: Toni hat den „Ausflug“, den Arzt-Besuch, gut gemeistert. Er hat eine andere Art von Kanüle bekommen. Gefenstert, mit ebenfalls gefensterter Innenkanüle und Sprechventil. Er kann nun also wieder bzw. immer stimmhaft husten, schmecken und riechen. Scheinbar ist da was (Muskelzuckungen) im Kehlkopf, weshalb er voraussichtlich von dieser Kanüle dauerhaft nicht loskommt. Wie ich das finde, weiß ich nicht. Nach der Arbeit bin ich gleich hin und traf die Pflegekraft nicht mehr bei Mama und Toni an. Ich habe dann echt `ne Weile gebraucht, bis ich mich an die neue Optik und die Geräusche gewöhnt hatte. Toni entspannte sich nach einiger Zeit auch, hat eine gute Sauerstoffsättigung und einen ruhigen Puls gehabt. Nachdem Mama sich dann in einem Kabel verheddert & auf den Boden gelegt hat, blieb ich nicht mehr so lang. Drei Tage später: Es ist seit Freitag so viel anders bei Toni. Die Geräusche beim Atmen. Beim Schlucken mal was wie „Njamnjamnjam“. Das Husten – für mich ist das noch unklar, was das „normale Brummeln“ ist und wann er abgesaugt werden muss. Ich fragte Toni, ob er sich schon selbst an die andere Kanüle gewöhnt hat. Nein, meinte er kopfschüttelnd. Aber sonst hat sich enorm viel verändert: Er dreht und hebt den Kopf viel mehr und besser. Er hat viele Muskelzuckungen in den Beinen, als wolle er die Stützen des Rollstuhls mit den Füßen umbiegen. Eines Abends bauten wir sogar den „Helparm“ auf und da machte er mit und hat sich danach im Rollstuhl vom Rumpf her bewegt. Ich war gestern extrem angespannt. Ich bin das noch überhaupt nicht gewöhnt und erschrecke bei jedem Ton und jeder plötzlich von ihm ausgeführten Bewegung. Am Freitag hustete Toni beim Ins-Bett-Bringen sehr viel und auf einmal schießt er Mama beim Husten Sekret und das Ventil um die Ohren! Nachts hatte er erbrochen. Ich blieb von 10.45 bis 16.30. Wir haben viel gelacht. Toni hat imitiert, wie ich mit den Schultern zucke und auch eine Hasen-Wackel-Schnute nachgemacht! Voll cool! Und schließlich 16.04.2014: Toni macht große Fortschritte. Die Nächte sind in letzter Zeit meist gut. Er kann gut abhusten und hat dann auch mal für `ne Zeit seine Ruhe. Der verbesserte Schlaf führt auch dazu, dass er mehr kommuniziert, wenn er wach ist. Er lacht mit, winkt, macht Grimassen nach. Die rechte Hand kann so viel! Den Kopf hält er häufig selbst. Gestern hat er so ein Rhythmus-Ei in die Finger genommen und geschüttelt. Heute wieder, mehrmals auf Aufforderung. Das mit dem Stehtrainer freut ihn mega! Da hatte er einen ganz tollen Gesichtsausdruck, selbst wenn er das noch nicht lange kann und vom Oberkörper her nicht ganz aufgerichtet ist! Ich bin froh, dass er offenbar so entspannt ist, wenn ich da bin. Er ist dann relaxter beim Baden oder auch sonst! Mama ist das aufgefallen. Heut haben wir zusammen Zeitung gelesen. Er hält dann mit er rechten Hand einen Teil. Wenn er noch was hören oder schauen will, hält er fest, sonst bedeutet er mit der Hand ein Umblättern an. Da ist er ganz interessiert! Vor zwei Jahren also gewöhnte ich mich langsam daran, dass die Wachkoma-Stille und Reglosigkeit vorbei ist. Ich kann mich aber noch gut erinnern, wie alarmiert ich bei jedem ungewöhnlichen Geräusch war. Und das obwohl ich doch so auf Fortschritte und Verbesserung gehofft hatte. Sich an veränderte Umstände zu gewöhnen dauert eben eine Zeit. Kommentare sind geschlossen.
|
Kategorien
Alle
Archive
August 2020
AutorIn den ersten dreieinhalb Jahren nach dem Unfall fast immer mit dabei |