<<Ostern 2013 (März/April)
Einige Notizen - drei Jahre ist das nun her: Mama hat in der Nähe der Phase F-Rehaklinik eine Unterkunft bekommen (Ferienwohnung) und ist fast den ganzen Tag bei ihm. Sie begleitet die Therapien und berichtet mir abends über Skype oder Telefon von dem Tag. Toni wird stundenweise entblockt, um das Schlucken und Husten zu üben. Das ist anstrengend für ihn. Er kann noch nicht lange im Rollstuhl sitzen. Nicht jeden Tag, nur ein paar Stunden. „Mobilisation“ nennt sich das dann und ist körperlich einfach auch sehr anstrengend. Offiziell wird sein Zustand als Apallisches Syndrom bezeichnet. An den Wochenenden und Feiertagen fahre ich zu Toni & Mama in die Rehaklinik. Dort angekommen setze ich mich oft zu ihm aufs Fußende des Bettes. Im März hat er einmal den Kopf zu mir gedreht und ich sagte daher „Hallo“ zu ihm. Da bewegte er die Lippen als würde er ebenfalls Hallo sagen. Das war so überraschend und ich war erst völlig perplex. Danach aber mussten wir aus ganzem Herzen lachen. Ich meine er hätte noch lange geschmunzelt darüber, uns so zum Lachen gebracht zu haben. Meist erzählen wir ihm, was es Neues gibt. Vom neuen Autokauf berichten wir. Und sind erstaunt, wenn er am Tag darauf noch davon weiß. Er ist konzentriert dabei, seinen Körper wieder zurückzuerobern. Alles andere ist ihm eher unangenehm. Er möchte also in seinen wachen Phasen keine Musik hören oder so. Er hebt das Becken leicht an, wenn man seine Beine aufstellt und festhält. Er drückt und entspannt die Fäuste, bewegt die Zunge… all das. Die Therapien sind das Wichtigste jetzt. Häufig scheint er zu schnell zu viel Nahrung zugeführt bekommen zu haben. Da muss er dann brechen. Das bedeutet leider auch, dass Therapien nicht so durchgeführt werden können, wie geplant. Ich bin der Meinung, er ist sich im Klaren über seinen Zustand und dass er viel erneut lernen muss. Darüber ist er (toni-typisch) nicht verzweifelt, sondern geht das an und übt. Seine ganze Kommunikation besteht (hin und wieder) aus minimaler Mimik und darin, die Hand zu drücken, wenn man seine hält. Das ist schon viel für uns. Als ich einmal etwas sagte, lächelte er sehr breit. Ein so weites Lächeln, dass sich sogar Lachfältchen an seinen Augen bildeten! Inzwischen ist das Annehmen einfacher geworden. Das mit Toni ist so, wie es ist. In Situationen, in denen ich ihn schmerzlich vermisse, versuche ich wie er zu sein. Mama sagte schon mehrmals „Toni“ zu mir. Konflikte lösen sich für mich in der Wahrheit, dass ich nicht mehr sein kann, als ich bin. In der Situation mit Toni und für Mama ist das gut genug! Schlechte oder „keinen guten Tag“-Tage gibt es natürlich auch im April 2013: Heute am Vormittag war er total fertig. Er sah verloren und gestresst aus. Wir haben versucht ihn wieder zurück und zu sich zu bringen. Bei einer Fuß- und Stirnmassage hat er sich langsam entspannt. Am Nachmittag war er entblockt und hat gut abgehustet und häufig gut geschluckt. So langsam will ich nicht mehr lange warten, bis Toni in der neuen Wohnung angekommen ist. Oder wie ich das im März 2013 geschrieben habe: Ich muss immer warten. Ich warte. Darauf dass wir umziehen können. Dass Mama Zeit zum Reden hat. Dass Toni Fortschritte macht. Dass ich aufhören kann zu warten. Comments are closed.
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August 2020
AutorIn den ersten dreieinhalb Jahren nach dem Unfall fast immer mit dabei |