<2015
Unter „Pflege“ verstehe ich sowohl die Pflegekräfte in den verschiedenen Einrichtungen, die Pflegekräfte, die zu Hause betreuen, als auch die Tätigkeiten bzw. das Aufgabengebiet selbst. Wovon ich neulich schlecht träumte, war die „Pflege zu Hause“. Der Traum selber war ziemlich konfus, ich weiß nicht mehr viel. Mir blieb einfach das Gefühl in Erinnerung: Wir saßen als Familie zusammen, hatten es gemütlich und harmonisch. Dann sagte Mama plötzlich: „Jetzt kommt gleich die Pflegekraft, ich muss noch aufräumen!“ Im Bauch hatte ich da ein ganz blödes Gefühl, das sich mehrere Tage nach dem Traum hielt. So ein Gefühl der Einschränkung, der Begrenzung des Familienlebens, Ende der gemütlichen Geborgenheit. Das ist die Quintessenz: ist man auf Unterstützung bei der Pflege zu Hause oder auf 24-h-Betreuung angewiesen, bedeutet es eine Veränderung im Familienleben, die ich mir nicht so drastisch vorgestellt hatte, wie wir es dann tatsächlich erlebt haben. JA, ich bin ein „Sensibelchen“ und vielleicht liegt es daran, wie wir auch früher das Familienleben gestaltet haben. Durchaus mag es betroffene Familien geben, bei denen die Tür für Freunde und Bekannte immer offen steht. Wo die Nachbarskinder oder befreundete Erwachsene schon seit Jahren regelmäßig und selbstverständlich unangekündigt häufig zu Besuch sind. So war es bei uns nicht. Nicht bewusst von uns so gewählt, sondern es war einfach so, dass wir zu Hause meist zusammen gemeinsam waren. In der neuen Umgebung, der neuen aber deutlich kleineren Wohnung, rückte dann alles so eng zusammen. Überall die vielen Hilfsmittel und Trainingsgeräte, kaum Rückzugsmöglichkeiten und dadurch eine erzwungene Öffnung jedes persönlichen Gesprächs… mir war das zu viel. Ich kam damit gar nicht gut zurecht, dass ich zu Hause nicht einfach drauflosreden konnte (ohne mit einem Kommentar durch einen Fremden rechnen zu müssen). Oft habe ich mich dann auch nach den Zeiten der Pflegekräfte gerichtet und bin eben bewusst später gekommen. JA, ich bin was das angeht eben empfindlich. Vielleicht wäre es anders, wenn es mehr Räume gäbe. Oder wenn Toni nicht solche Fortschritte gemacht hätte, dass wir ihn immer mehr und länger in unseren Alltag miteinbeziehen wollten und konnten. Dann wäre die Pflegekraft eben im „Patientenzimmer“ gewesen und wir woanders. So aber waren wir ja ständig unter Beobachtung (und andersrum auch). Nicht immer passt die Chemie perfekt und sich auf die verschiedenen Personen einzustellen, jeweils den richtigen Ton zu finden, das ist nicht einfach. Weder für die Pflegekräfte, noch für die Angehörigen von Patienten, die nicht selbst für sich sprechen können. Es war auch Toni anzumerken, dass dieser häufige Wechsel ihm zu schaffen machte. Er zog sich in sich zurück, machte oft kaum die Augen auf und „saß“ das aus. Es dauerte dann immer lange, ihn wieder zurück an die Oberfläche zu holen. Oft war er sogar anderthalb Tage lang komisch, nachdem es an einem Tag eine 4-Stunden-Einheit gab, bei der wir ihn allein mit einer Pflegekraft zu Hause ließen. Beobachtet man das mehrfach, kann man die "Freizeit/Auszeit" nicht wirklich genießen. Soviel mal heute als erster Einstieg. Mehr dazu folgt hoffentlich demnächst… Kommentare sind geschlossen.
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August 2020
AutorIn den ersten dreieinhalb Jahren nach dem Unfall fast immer mit dabei |