<<2013-2014
Ohne Luft kein Leben! Lebensnotwendig ist also eine angstfreie Versorgung mit Atemluft. Da ich das so wichtig finde, versuche ich mal, alles was ich in diesem Komplex Tracheostoma als bedeutend begreife, möglichst verständlich zusammenzufassen. Zahllose Wege führen nach Rom – oder zu einem Tracheostoma! Sei das Kehlkopfkrebs, Hirnblutung, Schädel-Hirn-Trauma, Verletzung der Nerven im Rachenbereich, ... Das Schlucken ist ein überaus komplizierter Vorgang, den wir unversehrten Menschen im Reflex durchführen. Doch weil da so viele Dinge gleichzeitig und ineinandergreifend ablaufen, kann schon ein einziger Funktionsausfall in einem winzigen Teilbereich dazu führen, dass der ganze Vorgang nicht mehr zuverlässig funktioniert. In Tonis Fall ist die Crux eine Einblutung im Stammhirn genau in dem Bereich, der für das Schlucken zuständig ist. Dadurch ist sein Schluckreflex ausgeschaltet und gleichzeitig wird eine vermehrte Speichelproduktion angeregt. Super, warum einfach wenn es auch kompliziert geht! ;-) Durch das Tracheostoma (den künstlichen Zugang zur Luftröhre durch den Hals) und eine geblockte Trachealkanüle (mit einem kleinen Ballon, dem "Cuff"), sollte der Speichel nicht einfach runter in die Lunge fließen. Das nennt sich Aspiration (wenn etwas Anderes als Luft in der Lunge landet) und kann gefährlich werden. Und zwar genau dann, wenn die Person nicht husten kann. Wir alle verschlucken uns ja ab und zu und husten dann heftig. Damit wird die Lunge davon befreit und es kommt in der Regel nicht zu einer Lungenentzündung. Durch die geblockte Kanüle ist der Atemweg verkürzt. Kanüle in der Luftröhre (also Hals) – Lunge / Lunge – Hals. Ich atme hingegen durch Mund oder Nase – Rachen – Kehlkopf – Luftröhre – Lunge und zurück. Damit man sich das genauer vorstellen kann, habe ich am 31.12.15 eine Bilder-Reihe mit Skizze und Sitz der Kanüle veröffentlicht. Wer mag, kann sich das da nochmals genauer anschauen, um den Unterschied zu verstehen. Wie dort auch zu sehen ist, hatte Toni verschiedene Aufsätze für den außenliegenden Kanülenausgang. Entweder mit Befeuchtungsvlies vorne drin, das ist die sogenannte „feuchte Nase“. Dort atmet man über diesen Aufsatz ein und aus. Das Vlies nimmt einen Teil der Atemfeuchtigkeit auf und gibt es beim Einatmen wieder ab. So wird ein übermäßiges Austrocknen der Atemwege verhindert. Beim Sprechventil ist nur der Einatem über die Kanüle möglich. Der Ausatem wird durch eine Klappe am Entweichen durch die Kanüle gehindert und geht dann über die oberen Atemwege durch Kehlkopf, Rachen und Mund hinaus. Nur durch vorbeiströmende Luft können im Kehlkopf Töne gebildet werden, daher also der Name Sprechventil. Egal welcher Aufsatz drauf ist, ein richtiger Husten ist damit nicht möglich. Also funktioniert die Lungenreinigung nicht so zuverlässig, wie nötig. Weil es nur den kurzen, direkten Weg zum Luftholen gibt und keine Möglichkeit besteht, irgendwie auszuweichen, ist es lebensnotwendig, die Kanüle stets frei zu halten. Dazu wird ein Absauggerät mit passenden Absaugkathetern benötigt. Beatmungspatienten oder diejenigen Patienten mit Trachealkanüle, denen es nicht möglich ist, sich selbst abzusaugen, sind deshalb auf 24-h-Pflege/Intensiv-Pflege angewiesen. Kommentare sind geschlossen.
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August 2020
AutorIn den ersten dreieinhalb Jahren nach dem Unfall fast immer mit dabei |