<2015>
In den letzten Tagen ist mir deutlich aufgefallen, wie besonders die Fortschritte sind, die Toni macht. Seine Stimme ist lauter als bisher. Ich muss nicht mehr ständig nachfragen, was er meint, wenn er so klar und gut hörbar spricht. Heute Morgen rief ich kurz an, da lag er noch gemütlich faul im Bett. Mama läuft also mit dem Telefon und mir auf Lautsprecher ins Schlafzimmer: „Guten Morgen, Toni!“ „Guten Morgen, Karin!“ „Wie geht’s Dir?“ „Danke, gut.“ „War die Nacht okay?“ „Ja.“ „Willst du dann jetzt aufstehen oder bleibst du noch liegen und ruhst dich aus?“ „Ich ruh mich aus!“ „Alles klar, dann bis später!“ „Ja, tschüß.“ Manchmal weiß er nicht, wer gerade am Telefon ist. Er erkennt nicht immer die Stimme. Auch nicht immer, wenn man gerade vor ihm steht. Vielleicht ist er in dem Moment in Gedanken ganz woanders - z.B. in der Vergangenheit. Dann deutet er auf mich und sagt im Brustton der Überzeugung „Das ist (Name seiner jüngeren Schwester)!". Naja, aber meistens – so wie heute – ist er ganz da und folgt dem Geschehen und den Gesprächen aufmerksam. Vor ein paar Tagen hob er den Zeigefinger, winkte Mama heran und bat sie mit folgenden Worten: „Wenn du Zeit hättest, tätest du mich dann ins Bett?“ (mir sind Schwaben, darum ist tätest also eigentlich „dädescht“ ein normalgebräuchlicher Begriff) Wir waren völlig überrascht und erfreut über diese rücksichtsvolle Formulierung. Früher legte er entweder die Handflächen (pantomimisch quasi ein Kissen) aneinander und führte dann beide Hände an seine Wange. Etwas später dann sagte er einfach „Ich geh jetzt ins Bett!“ oder „Ich will ins Bett!“ Also durchaus eine Veränderung, eine rührende und erstaunliche, wie ich finde. :-) Ähnlich erstaunlich war vor ein paar Tagen: Zeigerfinger, Mama herwinken, als sie kurz vorbeikam und fragen: „Was ist das für ein Geräusch?“ „Die Dunstabzugshaube in der Küche. Ich koche gerade.“ Aha, Nicken. Finger runter. Kurz darauf wieder von vorn: Zeigefinger, heranwinken und fragen: „Was kochst du gerade in der Küche für Karin?“ Er nimmt Anteil, bekommt viel mehr mit, ist meistens da und ganz oft lacht er über Situationskomik, den neuen Asterix-Comic (der er völlig vertieft verschlang), blöde Grimassen - er lacht! Wie schön - ich bin sehr dankbar darüber! Comments are closed.
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August 2020
AutorIn den ersten dreieinhalb Jahren nach dem Unfall fast immer mit dabei |