Seit einigen Monaten hat Toni ja deutliche Fortschritte gemacht. Nicht nur wörtlich beim Geh-Training sondern auch in der Kommunikation.
Er spricht zwar nicht normal, aber seine kurzen Antworten variieren inzwischen und klingen eher wie gehabt. Kurz hatte ich das ja bereits erwähnt. Vielleicht war das früher auch schon so und wir haben es aufgrund der eingeschränkten Kommunikation (Ja/Nein/Schulterzucken) nicht als solches wahrnehmen können. In letzter Zeit jedoch fällt uns vermehrt auf, dass Toni auch immer mal wieder bewusster wird. Ihm wird wohl manchmal klar, in welcher Situation er ist und findet das manchmal traurig. Dass er im Rollstuhl sitzt, vieles nicht mehr so kann wie früher. Das ist neu für uns. Seine Trauer mitzutragen, ihm seine vielen Fortschritte aufzuzeigen, ihm erklären, dass er zu Beginn ja nicht mal die Nase kratzen konnte, wenn es ihn dort kitzelte. Gleichzeitig erhalten wir durch die umfassenderen Antworten jetzt auch ein deutlicheres Bild davon, wo er sich „im Geiste“ aufhält, wenn er offensichtlich nicht unsere Realität teilt. Mama sagt dazu: "Er ist in seiner Welt." - dort ist er die meiste Zeit des Tages. Auf Nachfrage erzählt er dann, wo er gerade wohnt (und dadurch wird klar, in welcher „Zeit“ seiner Vergangenheit er sich befindet) und was er da macht, auf welcher Baustelle er arbeitet, wen er besucht. Wenn er sehr angestrengt, angespannt und unglücklich wirkt, fragt Mama nach, ob es dort schön ist. Wenn nicht, dann versucht sie ihn zurückzuholen und abzulenken. Fernsehen (Naturdokumentationen, Reiseberichte, etc...) ist da das effektivste Mittel. Gerade wenn er Gespräche mitbekommt, scheint er sich mehr Gedanken um seine Situation zu machen und ist dann traurig. Das ist ja eigentlich völlig „normal“ und nachvollziehbar. Im Grunde ist es sogar ein schöner Fortschritt. Dennoch ist es in gewisser Weise neu und wir müssen uns erst einmal darauf einstellen, mit der Trauer nicht mehr allein zu sein. Insofern also ein "mehr" an bewusst sein - sowohl für Toni in kurzen Momenten als auch für uns "zu Besuch in seiner Welt". Comments are closed.
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August 2020
AutorIn den ersten dreieinhalb Jahren nach dem Unfall fast immer mit dabei |