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Wie geht das denn nun eigentlich genau mit dem Absaugen bei einer Trachealkanüle?!? Also: Wer nicht husten kann, der hat verirrten Speichel oder Sekret in den Atemwegen oder der Lunge und kriegt das dort nicht mehr weg. Es sollte da aber weg, damit das Atmen nicht anstrengt und bevor es schlimmstenfalls zu einer Lungenentzündung kommt. Wir hören am Atemgeräusch und merken auch an der Sauerstoffsättigung, wie es mit der „Atemwegs-Freiheit“ bei Toni steht. Ein Absauggerät funktioniert so ähnlich wie ein Staubsauger. Vorne auf den Schlauch wird jedes Mal ein neuer steriler Katheter gesteckt. Es gibt unterschiedliche Absaugkatheter. Wir hatten zum Schluss eine ganz dünne Variante mit speziellem Ende. Der Schlauch saugt das „Material“ in einen Auffangbehälter. Nach einem Absaug-Vorgang wird kurz Wasser nachgesaugt, um den Schlauch zu spülen. Der sterile Katheter wird in den Atemweg eingeführt und das störende Flüssige rausgesaugt. Die Katheter sind ca. 45 cm lang. Damit man dabei nicht zu tief oder bis in die Lunge kommt, muss man unbedingt wissen, wie lange die Kanüle ist. Erst als wir einmal mit der Logopädin zusammen eine Kanüle angeschaut haben und damit den Vorgang beim Entblocken durchgesprochen haben, wurde mir das alles so richtig klar. Alles mal „trocken“ zu sehen, also auf dem Tisch und in den Händen statt zum Großteil in Tonis Hals steckend, machte es für mich viel besser begreiflich. Überwiegend logische Sachlichkeit und weniger Emotion, das war hilfreich. Der Absaugvorgang kann unterschiedlich lang dauern. Es gibt ein Ventil, das es ermöglicht, den Katheter ohne Saug-Leistung einzuführen, damit in dieser Zeit keine Atemluft weggesaugt wird, die der Patient einatmet. Ist die richtige Stelle kurz unter dem Kanülen-Ende erreicht, kann mit dem Daumen das Ventil geschlossen werden und das Absaugen beginnt. Zwirbelt man dabei den Katheter leicht und zieht ihn gleichmäßig langsam heraus, erwischt man alles was drinhängt. Wer absaugt muss ganz einfach wissen, wie lang so eine Kanüle eigentlich ist und welchen Katheter man gerade benutzt. Wie tief kann man den Katheter einführen? Saugt sich das Katheter-Ende am Gewebe fest und verletzt es dabei möglicherweise die Luftröhre? Es gibt Katheter, die speziell entwickelt wurden, um Verletzungen zu vermeiden. Man kann nicht einfach mit jedem x-beliebigen Katheter bis zum Anschlag in der Lunge herumstochern. Manchmal reizt das Absaugen auch zum Husten. Toni kann dann kräftig und in hohem Bogen abhusten. Ja, es ist nicht sehr appetitlich. Trotzdem machen wir Witze darüber, wenn er dabei uns, den Schrank oder einen Vorhang erwischt. Immer noch besser als „Iieh!“ zu quicken, wegzurennen und damit seine Gefühle zu verletzen, oder? Unsere Erfahrung führt mich zu folgender Erkenntnis: Insbesondere bei Schädel-Hirn-Patienten sind Routine und bekannte Ablaufe extrem wichtig. Die Handgriffe bei der Pflege im Allgemeinen und beim Absaugen im Speziellen, nachvollziehbar immer auf dieselbe Weise durchzuführen, sorgt für Entspannung beim Patienten und ermöglicht auch eine Förderung. Weil ihm klar ist, was nacheinander folgt, bleibt er entspannt, kann er sich vorbereiten – und in Tonis Fall auch mit der Zeit selber mithelfen. Zugegeben, das ist nicht neu - aber wenn man sieht, welche Fortschritte Toni damit gemacht hat, wünsche ich mir, dass bei allen anderen Patienten dies ebenfalls beherzigt wird. Das ist jetzt die Absaug-Beschreibung bei meinem Vater. Es gibt natürlich Tracheotomierte, die sich selbst absaugen (können). Nur habe ich die dabei nicht persönlich beobachtet. Ich gehe davon aus, dass es ganz ähnlich funktioniert. Sonst korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege! :-) Comments are closed.
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August 2020
AutorIn den ersten dreieinhalb Jahren nach dem Unfall fast immer mit dabei |